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Russian Lubok - Mermen

eine Meerjungfrau und ein Meermann

Johann Friedrich Camerer - Sylt

eine Karte der Insel Sylt (um 1750)

Der Meermann namens Ekke Nekkepenn lebte tief unten am Grund der Nordsee. Er lebte dort mit seiner Frau. Ihr Name war Rahn.

Als Rahn einstmals in den Wehen lag, musste Ekke Nekkepenn sich große Sorgen machen, ob des Lebens des noch ungeborenen Kinds und des Lebens seiner Frau. Selbst wusste er ihr nicht zu helfen. So schwamm er an die Oberfläche der stürmischen See. Dort hatte er ein Schiff entdeckt, das auf seinem Weg mit den hohen Wellen zu kämpfen hatte. Er bat die Leute auf dem Schiff um Hilfe, und die schöne Frau des Kapitäns war bereit der Frau des Meermanns bei der schweren Geburt beizustehen. Als die Geburt mit Hilfe der Menschenfrau geglückt und Rahn so wie das kleine Meerkind wohlauf waren, da überhäufte Ekke Nekkepenn die hilfsbereite Frau zum Dank mit Silber und Gold, und der Meermann machte, dass der Sturm sich legte. So konnten die Seeleute ihre Heimreise nach Rantum auf Sylt bei ruhiger See fortsetzen.

Viele Jahre später, Ekke Nekkepenn fand, seine Frau sei zu alt und zu faltig geworden, erinnerte sich der Meermann an die schöne Menschenfrau. Er beschloss sie sich zur Frau zu nehmen. Dass auch die Frau des Kapitäns mit der Zeit gealtert war, das bedachte er nicht. Als der Meermann das Schiff des Kapitäns aus Rantum wieder entdeckte, da sagte er zu seiner Frau Rahn, sie solle schnell, schnell, viel Salz mahlen. Er bräuchte genug Salz um einen riesenhaften Schwarm von Heringen einzulegen. Als sie überredet war, und tat was ihr Mann ihr sagte, da bildete sich in der Nordsee ein mächtiger Strudel, der das Schiff samt Kapitän und seiner Mannschaft in die Tiefe zog, wo all die Männer qualvoll ertranken.

Ekke Nekkepenn machte sich nun auf den Weg zur Frau des Kapitäns nach Sylt. Am Strand bei Rantum verwandelte er sich in einen stattlichen Seemann. Dort am Strand begegnete er jedoch im roten Licht der Abendsonne einer noch viel schöneren Jungfrau. Ihr Name war Inge und sie war die junge Tochter des Kapitäns. Der Meermann änderte seinen Plan. Er steckte nun Inge gegen ihren Willen einen goldenen Ring an jeden ihrer Finger, legte ihr eine goldene Kette um ihren Hals, und sagte ihr, sie müsse nun seine Frau werden. Das Mädchen flehte ihn an, nicht mit ihm gehen zu müssen. Da sagte er zu ihr, wenn sie ihm bis zum Abend des nächsten Tages sagen könnte wie denn sein Name sei, dann müsse sie nicht mit ihm gehen. Inge fragte jeden auf der Insel, doch niemand wusste den Namen des unbekannten Seemanns. Als sie am nächsten Abend verzweifelt und unter Tränen zum Stand hinab lief, da hörte sie vom Berg an der Südspitze der Insel leise eine Stimme singen:

Heute soll ich brauen,
morgen soll ich backen,
übermorgen will ich Hochzeit machen.
Ich heiße Ekke Nekkepenn,
meine Braut ist Inge von Rantum,
und das weiß niemand als ich allein.

Als der Meermann dann am vereinbarten Ort ankam, da sagte Inge ihm: "Du heißt Ekke Nekkepenn und ich bleib Inge von Rantum."

Seitdem soll der Meermann den Syltern alles andere als wohlgesonnen sein. Er lässt ihre Schiffe im plötzlich aufziehenden Sturm kentern und spült mit der Flut den Sand von ihrer Insel fort.

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